Impressum

Wertvoll

Die Vorsitzende des Historischen Vereins der Grafschaft Ruppin Uta Land überreichte gestern dem Museum Neuruppin drei kostbare Dauerleihgaben: die Ehrenbürgerurkunde von Max Wiese und zwei Original-Zeichnungen von Bernhard Matthias Brasch. Foto: Peter Geisler

Neuruppins Heimatmuseum soll entstaubt werden
Nicht nur die Fußbodenbeläge sind über 40 Jahre alt – auch manche Ausstellungsbereiche

NEURUPPIN – Ein freudiges Ereignis versprach die gestrige Einladung ins Neuruppiner Heimatmuseum zu werden. Mit der Hilfe von Sponsoren konnte der Historische Verein der Grafschaft Ruppin drei stadtgeschichtlich wertvolle Dauerleihgaben dem Museum überreichen.  Neben dem Brief, den der Bildhauer Max Wiese 1916 anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft erhielt, gehören dazu zwei Zeichnungen des Bauinspektors Bernhard Brasch. Auf ihnen sind die Schäden nach dem Großen Stadtbrand von 1787 und das Vorhaben zum erweiterten Neuaufbau der Stadt zu sehen.

Auf dem Weg zur Präsentation der historischen Dokumente berührten Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) und weitere Vertreter der Rathausspitze ebenfalls Geschichte. Die befand sich unter ihren Füßen. Der Fußbodenbelag in den Ausstellungsräumen stammt aus dem Jahr 1960. Beim Berühren des Treppengeländers hat der Gast acht Farbschichten in der Hand.  Unter anderem mit diesen Details wies der Historische Verein auf den desolaten Zustand des Museums hin. Der aber ist nicht nur baulicher Natur. Die Ausstellungen sind, so wertet es die gestern vom Verein vorgelegte „Konzeption zur Entwicklung des Museums Neuruppin“, inhaltlich und museumspädagogisch veraltet. Ein Beispiel: Die Präsentation zur Kirchengeschichte stammt aus dem Jahr 1973 und damit aus einer Zeit, in der DDR eine ideologisch einseitige Religionsbetrachtung vorgegeben war.

Dass die Zeit im Museum stehen geblieben ist, hat laut der Konzeption seine Ursache in der katastrophalen Personal- und Finanzausstattung. Seit 2000 zum Städtischen Eigenbetrieb Kultur und Sport gehörend verfügt das Museum über keinerlei Geld, um ein Sammlungskonzept verfolgen zu können. Je drei volle und Teilzeit-Stellen sind nicht besetzt, darunter auch jene des Museumsleiters. Bürgermeister Jens-Peter Golde versprach gestern, dass die Stelle des Museumschefs unverzüglich ausgeschrieben werden soll.

Vereinsvorsitzende Uta Land betonte, dass die Umgestaltung Schritt für Schritt, finanziell sparsam und ohne Schließung des Hauses, vonstatten gehen soll. Dennoch bestehe das Ziel, bereits zum Stadtjubiläum 2006 erste Erfolge des Konzepts präsentieren zu können. Die Vorstellungen des Vereins seien dabei als Anregung zu verstehen, die von der Stadtverwaltung als „basisdemokratische Wortmeldung“ verstanden werden sollen.

Am Herzen liegt den Vereinsmitgliedern ein repräsentativer Veranstaltungssaal, der durch das Zusammenlegen zweier Räume im ersten Stock entstehen soll. Kostenschätzung: 39 000 Euro. Neben dem Neugestalten zahlreicher Ausstellungsbereiche sind auch zwei neue Thematiken im Gespräch: die Geschichte des Hauses und des Museums sowie die der Kaufmannsfamilie Gentz.