Orgel

2 500 Euro für die Orgel
Scheck bessert das Spendenkonto auf

NEURUPPIN Es bleibt wohl dabei: Beim Neujahrsempfang des Neuruppiner Bürgermeisters Otto Theel sind am vergangenen Freitag in der Pfarrkirche rund 2000 Euro für die Restaurierung der Hollenbach-Orgel in der Siechenhauskapelle zusammengekommen.

Den nächsten Scheck präsentierte der Stadtchef gestern vor der Presse: 500 Euro legte der Historische Verein der Grafschaft Ruppin noch oben drauf. 2500 Euro für die Restaurierung sind damit garantiert – zehn Prozent der geschätzten Gesamtkosten.

21.01.2004, Märkische Allgemeine Zeitung, juw
Hollenbach ist wieder da
Der verlorene Sohn kehrt in seine Heimat zurück

Als 1910 die Witwe Hollenbach mit ihrer Tochter Neuruppin verließ, verschwand auch bald der Name des Orgelbauers Albert Hollenbach aus unserer Stadt. Das zwanzigste Jahrhundert jagte über ihn hinweg und begrub ihn unter mächtigen Ereignissen. Noch vor kurzem war er so vergessen, dass kaum jemand sich überhaupt an seinen Namen erinnerte.

Doch hundert Jahre nach seinem tragischen Tod 1904 erwachte das Interesse neu und Fragen wurden laut: Wer ist dieser Hollenbach gewesen? Was für ein Mensch stand hinter seinem Namen? Wo wohnten seine Ahnen? Was prägte seinen Lebensweg als Orgelbauer? Welche Bedeutung hatte er für Neuruppin? Wie stand er zu seiner Familie? Warum fand er ein so frühes Ende? Wo stehen seine Orgeln, was macht ihn und sein Lebenswerk heute erneut bedeutsam?

Wir haben versucht, das dunkle Tuch der Geschichte zurück zu schlagen und das Geheimnis zu lüften, das über diesem Manne lag. So finden nun diese und weitere Fragen eine erste vorläufige Antwort. Möglich wurde dies nicht zuletzt dank der Mitwirkung freundlicher Helfer, die mit echtem Gemeinschaftssinn Informationen, Dokumente, Archiv- und Bildmaterial für diese erste Dokumentation zum Leben und Wirken des 0,rgelbauers Albert Hollenbach uneigennützig zur Verfügung gestellt haben.

Am 11. Februar 2005 jährt sich Hollenbachs Geburtstag zum 155. Male. Aus diesem Anlass wird die Dokumentation „Orgelbauer Albert Hollenbach“ am Vorabend dieses Jubiläums, am 10. Februar, um 16 Uhr in der Siechenhaus-Kapelle in einem Vortrag mit Bildern vorgestellt – begleitet von Kantor Martin Schulze-Otterndorf auf der restaurierten Hollenbachorgel.

Auch ein Urenkel Hollenbachs wird zu dieser Veranstaltung erwartet. Im Anschluss kann das Buch zum Sonderpreis von 20 Euro erworben werden.
Elli und Siegfried Schwanz, Karwe

03.02.2005 Märkische Allgemeine, Leserbrief
Musikalische Biografie
Neuruppin: Erstes Konzert an restaurierter Hollenbachorgel

Mit einem Konzert des international bekannten Organisten und Professors für Kirchenmusik, Klaus Eichhorn, wird am kommenden Sonnabend, 12. Februar, die sanierte Hollenbach-Orgel in der Siechenhaus-Kapelle ihrer Bestimmung übergeben.

Einen Tag zuvor wird sich der Geburtstag des Neuruppiner Erbauers der Orgel, Albert Hollenbach, zum 155. Mal gejährt haben. Ihm zu Ehren haben Elli und Siegfried Schwanz aus Neuruppin eine Biografie gewidmet. Das mit vielen Fotos und Zeichnungen gespickte Werk kommt unter dem schlichten Titel „Albert Hollenbach – Orgelbauer“ in die Buchläden. Um 18 Uhr, eine Stunde vor Beginn des Konzertes, wird es in der Siechenhaus-Kapelle dem Publikum vorgestellt und kann dann auch erworben werden.

Das Konzert selbst hat Benefizcharakter. Das Geld für die Sanierung der historischen Musikinstrumentes hat ein mittelständischer Unternehmer für die Stadt zinslos ausgelegt. Insgesamt 45.000 Euro sind in die Orgel investiert worden, doch der derzeitige Spendenstand liegt bei 10.000 Euro. Nun soll Geld, das durch das Konzert und den Verkauf einer CD eingenommen wird, für die Sanierungskosten verwendet werden. Die CD wird am Sonnabend und Sonntag eingespielt.

Das Instrument war noch im vergangenen Jahr in einem desolaten Zustand. Erst das zinslose Darlehen machte es möglich, dieses Schmuckstück brandenburgischer Orgelbauerkunst wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Sogar der Klang entspricht wieder dem der Entstehungszeit um 1900. Überzeugen kann man sich davon beim Spiel des Organisten Klaus Eichhorn, das um 19 Uhr beginnt. Eichhorn lehrt zurzeit an der Hochschule für Künste in der Hansestadt Bremen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit – und seiner Konzertauftritte – ist die geistliche Musik des 16., 17.und 18. Jahrhunderts. In der Siechenhaus-Kapelle präsentiert er Kompositionen von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) und von Johann Gottfried Walther (1684 bis 1748).

Kartenreservierungen sind unter (03391) 398844 möglich. Der Eintritt kostet 15 Euro. Das Konzert ist quasi auch Vorspiel für die Ehrung, die der Siechenhaus-Kapelle zwölf Tage später widerfährt: Am 24. Februar wird die Siechenhaus-Kapelle, die die Orgel beherbergt, zum Denkmal des Monats gekürt.

Bildunterschrift: Festliche Töne entlockt Prof. Klaus Eichhorn am heutigen Sonnabend der Hollenbach-Orgel nach ihrer Restaurierung in der Siechenhaus-Kapelle.

12.02.2005 Märker
Die Premiere
Publikum war überrascht vom breiten Klangspektrum der Hollenbach-Orgel

NEURUPPIN Fröhlich und beschwingt, leicht und hell sprudelten am Sonnabendabend die ersten Orgeltöne durch die Siechenhaus-Kapelle. Die Stadt Neuruppin lud zum ersten offiziellen Orgelkonzert auf der sanierten Hollenbach-Orgel ein. Für die Premiere hatte sie den Organisten und Musikdozenten Klaus Eichhorn gewonnen.

In der kleinen Kapelle ging das Publikum mit der Orgel und dem Organisten auf Tuchfühlung. Wer mochte nach dem Konzert noch sagen, dass die Orgel ein lebloses Instrument aus Holz und Metall sei? Beim Concerto del Sign. Torelli von Johann Gottfried Walther (1684-1748) hätte man schwören können, menschliche Kehlen bliesen ihren Atem in die Orgelpfeifen. Einem Flötenkonzert gleich erklang das Adagio.

Die wechselvollen Klangfarben der Hollenbach-Orgel präsentierte Eichhorn mit Johann Pachelbels Variationen „Was Gott tut, das ist wohlgetan“.

Mal füllig in gewohnter Orgelmanier, mal plätschernd wie ein junges Bächlein, mal in Klangholzakustik, mal an einen Trompetenchor erinnernd, spielte er die Möglichkeiten der Orgel voll aus. Er zog das weihnachtliche Register, das folkloristische und endete in einer hellen Blockflötenvariation.

Eine weitere Facette des Klangreichtums der Hollenbachorgel offenbarte Eichhorn mit Pachelbels „Ciacona in f“ und ließ leise Schwermut aus der Orgel herausmurmeln. Sekunden später füllte Johann Sebastian Bach die Kirche aus. Publikum und Orgelmusik wurden eins. Der letzte Akkord vom Allabreve D-Dur war noch nicht ganz verklungen, da sprudelte, wie von Pan- und Sopranflöten getragen, das „Vater unser im Himmelreich“ herein.

Wunderbar gefühlvoll spielte Eichhorn die „4 Praeludia in F und C“ von Johann Ludwig Krebs (1713-1780) und verlieh Freude und Glück, liebe und Kraft eine eigene musikalische Sprache. Die Romantischen Miniaturen“ von Weeber und Zundel aus dem 19. Jahrhundert glichen gesungenen Liebesliedern. Mit Bachs Präludium in C-Dur blies er kurz darauf zum Sturm und überraschte so manchen in den Romanzen versunkenen Konzertbesucher. Frisch und frei von der Leber weg bediente Eichhorn abschließend mit Bachs Fuge C-Dur das volle Programm an Registern und Tastatur.

Mit Herz, Professionalität und Gefühl brachte der Musikprofessor den 90 Gästen des Benefizkonzertes die Neuruppiner Hollenbach-Orgel näher. Das Konzert wurde am Wochenende im Auftrag der Stadt vom Ruppiner Medienzentrum in der Siechenhaus-Kapelle aufgezeichnet und ist in Kürze als CD erhältlich.

Mit dem Verkauferlös sowie weiteren Benefizkonzerten und Spendensammlungen will Baudezernent Arne Krohn den Kredit für die Orgelsanierung zurückzahlen. Etwa 30.000 Euro sind noch offen.

Bildunterschrift: Professor Klaus Eichhorn gab das erste Orgelkonzert auf der sanierten Hollenbach-Orgel in der Siechenhaus-Kapelle. Die Benefizveranstaltung brachte 1.350 Euro für die Orgelsanierung ein.

14.02.2005 Märkische Allgemeine, Uta Bartsch
Orgelbauer wiederentdeckt
Ein Amerikaner und ein Ruppiner lüften Hollenbach-Geheimnis

NEURUPPIN Zwei Häuser links vom ehemaligen Puschkinhaus steht das Wohnhaus des Neuruppiner Orgelbauers Albert Hollenbach. Der Orgelsaal in einem sich über zwei Etagen erstreckenden Fachwerkbau im Hof ist ebenfalls noch erhalten. Hier baute Hollenbach einst seine Orgeln auf und präsentierte den Kunden Klang und Aussehen der Instrumente. Malermeister Golling, dessen Familie das Grundstück nach Hollenbachs Tod 1904 erwarb, nutzt noch heute den hohen Raum für die sperrigen Malerutensilien.

In 25 Jahren schuf Albert Hollenbach etwa 100 Orgeln. Wie er trotz seines Fleißes und trotz der hohen Klangqualität seiner Instrumente in Vergessenheit geraten konnte, bleibt ein Geheimnis. Und das, obwohl Hollenbach bei den beiden bedeutendsten deutschen Meistern des Orgelbauhandwerks seiner Zeit in die Lehre ging. Elli und Siegfried Schwanz brachten Licht in das Dunkel des Lebens und Wirkens von Albert Hollenbach und stellten am Sonnabend in der Siechenhaus-Kapelle ihre Biografie „Albert Hollenbach – Orgelbauer“ vor. „Er hatte einen geradlinigen und redlichen Charakter“, ist sich Siegfried Schwanz aufgrund vieler Briefe, die im Buch abgedruckt sind, sicher.

Doch sein Leben endete tragisch.. Noch nicht 54-jährig starb Albert Hollenbach. Hinter ihm lagen Krankheit und der Konkurs seiner Firma. „Wir wollten das Buch gar nicht mehr veröffentlichen“, erzählt Schwanz. „Wer will schon eine traurige Geschichte lesen, in der der Held untergeht?“

Allein 25 Hollenbach-Orgeln erklangen einst im Ruppiner Land. Zwar sind sie heute nicht mehr alle bespielbar, doch zum großen Teil noch unverfälscht, da die meisten Gemeinden kein Geld hatten, sie zu modernisieren.

Der eigentliche Wiederentdecker der Hollenbach-Orgeln ist jedoch John Barr – ein Amerikaner. Vor 20 Jahren kam der Orgelfan nach Deutschland und studierte in Göttingen Germanistik. In den Semesterferien arbeitete er für eine dort ansässige Orgelbaufirma und hielt über viele Jahre Kontakt zu seinen alten Lehrmeistern. Während einer Fahrradtour durchs Ruppiner Land stieß er in Meseberg auf eine Orgel, die er nicht kannte. Mit dem Namen Hollenbach konnten selbst erfahrene Orgelbauer in Deutschland nichts anfangen. Gemeinsam mit seinen Göttinger Freunden setzt er heute in ehrenamtlicher Arbeit Hollenbachorgeln dort wieder instand, wo sie aus Geldmangel unwiederbringlich verloren wären. Im Team reparieren sie die Instrumente direkt in den Kirchen und arbeiten kompliziertere Teile in ihren Hobbywerkstätten in Göttingen auf.

Die Recherche für eine Kaphengst-Biografie führte vor einigen Monaten Familie Schwanz in die Kirche von Baumgarten. Hier lugten zwei Paar Beine unter der Orgel hervor. Eins davon gehörte John Barr. Aus der Kaphengst-Biografie wurde ein Hollenbach-Buch.

14.02.2005 Märkische Allgemeine, Uta Bartsch
Spenden statt Geschenke
Golde wurde 50

Nicht nur seinen Vorgänger Otto Theel, sondern weit über 100 Gäste aus Neuruppins Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport konnte Bürgermeister Jens-Peter Golde gestern zu seinem 50. Geburtstag in der Siechenhaus-Kapelle begrüßen. Der Jubilar hatte auf Geschenke weichtet und um Spenden für die Hollenbach-Orgel in der Siechenhauskapelle und für den Wiederaufbau des von der Flutkatastrophe zerstörten Kinderheimes in Beruwela gebeten. Foto: Hufnagel

19.03.2005 Ruppiner Anzeiger
Hollenbachs Werk lebt weiter
Vortrag über das Leben des Neuruppiner Orgelbauers im Karwer Restaurant „Zur Kastanie“

KARWE – „In der Schulzeit muss ihm die Idee gekommen sein, Orgelbauer zu werden“, spekulierte Siegfried Schwanz bei seinem Vortrag über den Orgelbauer Albert Wilhelm Hollenbach. „Warum? Das wissen wir nicht.“ Kaum ausgesprochen, stellte Lehrer Schwanz schon erste Vermutungen an: „Ob er dem Orgelbauer Lütkemüller, bei dem er später die Lehre antrat, in der Schulzeit begegnete? Ob er durch die Nähe seiner Familie zur Kirche – sein ältester Bruder war Theologe – auf die Idee kam?“ Mit solchen und ähnlichen Ansätzen zur Begründung biographischer Abläufe des bekannten Orgelbauers, der vor 100 Jahren in Neuruppin starb, untermalte Schwanz am Freitagabend im Karwer Restaurant „Zur Kastanie“ seinen Vortrag.

Elli und Siegfried Schwanz haben sogar ein Buch geschrieben. „Nur mit der Hilfe vieler Informanten konnte alles zusammen getragen werden“, betonte er. Albert Wilhelm Hollenbach ist 1850 im kleinen Örtchen Blankenberg, nahe Wusterhausen, geboren. Er war das jüngste von acht Geschwistern. 1864 begann er seine Lehre beim Orgelbauer Lütkemüller. Der damals 14-jähriAe Albert nahm sich vor, alle großen Männer dieser Kunst in Deutschland zu besuchen, um sich so das beste Handwerkszeug zuzulegen. Er tat es.

Auf einer seiner Lehrreisen nach Weißenfels an der Saale traf er seine zukünftige Frau. Die beiden heirateten 1877. Die kleine Familie zog in die heutige Neuruppiner Puschkinstraße, die damals noch Parkstraße hieß. 1880 war die erste Hollenbach-Orgel fertig.

„Man glaubt gar nicht, wie viele Hollenbach-Orgeln es in unserer Umgebung gibt“, betonte Schwanz und legte eine Folie mit einer langen Liste von Orten auf den Polylux.
„Die Karwer Orgel stammt auch aus seinen Händen“, erklärte der Hollenbach-Spezialist. Auch in der Uckermark und der Prignitz kennt man die Werke des Müllersohns. „Sogar in Norwegen steht eine seiner Orgeln.“ Ein glückliches Lebensende war ihm trotzdem nicht gegeben. 1903 musste Hollenbach Konkurs anmelden. „Er starb 1904 und ließ eine sehr verarmte Familie zurück“, fasste Schwanz das bittere Ende zusammen.

Bis vor einem Jahr gab es noch viele, die nichts über Hollenbach wussten.“Vielleicht, weil man ihn damals aus irgendwelchen Gründen vergessen wollte“, mutmaßte der Referent. „Selbstmord auf Grund eines gescheiterten Unternehmens ist ja keine Seltenheit.“Vielleicht hat ja auch Albert Hollenbach aufgegeben. Sein Werk lebt trotzdem weiter“, freute sich Schwanz.
Siegfried Schwanz zeigte auch Hollenbachs Haus in der Puschkinstraße. Foto: Wessel
19.03.2005 Ruppiner Anzeiger, Sarah Wessel
Der wiederentdeckte Sohn
Siegfried Schwanz auf den Spuren eines fast vergessenen Orgelbauers

KARWE Karl Friedrich Schinkel und Theodor Fontane sind die beiden Vorzeige-Söhne Neuruppins. Der eine erfolgreicher Architekt, der andere berühmter Dichter. Einen Orgelbauer hat man vergessen: Albert Hollenbach ist zwar nicht in Neuruppin, sondern in Blankenberg bei Walsleben geboren. Seine Werkstatt hatte er jedoch in der heutigen Puschkinstraße und sein Werk lebt in Kirchen der Umgebung fort.

Siegfried Schwanz und seine Frau Elli haben sich vor zwei Jahren auf die Spuren Hollenbachs begeben und ein Buch über das bewegte Leben des Orgelbauers geschrieben. Am Freitag erzählte Siegfried Schwanz Passagen daraus in einem Vortrag in Karwe.

Darritz, Buskow, Zühlen, Karwe – das sind nur einige der Orte, in denen heute auf Hollenbach-Orgeln gespielt wird. „Allein in Neuruppin haben mal insgesamt sieben Orgeln gestanden“, sagt Schwanz. Er beginnt seinen Vortrag in der Kindheit Hollenbachs, der Sohn der Blankenberger Müllersfamilie war. „Vielleicht war es die Windkraft, die ihn begeisterte und Orgeln bauen ließ, weil sie die große väterliche Mühle antrieb“, philosophiert Schwanz. Wie genau der junge Albert auf die Idee kam, Instrumente zu fertigen, ist nicht belegt.

1964 ging er als 14-Jähriger in die Lehre nach Wittstock zu Friedrich Lütkemüller. Auf Wanderschaft arbeitete er in Weißenfels bei Friedrich Ladegast und in Württemberg bei Eberhard Friedrich Walcker. Alle drei sind bis heute bekannte Orgelbauer.

Im Alter von 27 Jahren heiratete er und kam zurück in die Heimat. In direkter Nachbarschaft zu Ferdinand Möhring bezog er ein Jahr später das Haus in der damaligen Parkstraße und richtete dort seine Werkstatt ein. Ab 1880 verkaufte er Orgeln. Die vielleicht erste ging an das evangelische Schullehrerseminar (heute Pestalozzi-Schule). Bald lieferte er weitere zwei dorthin. „Die Lehrer mussten ja alle üben, da war eine zu wenig“, sagt Schwanz. Die 20 Gäste in Karwe schmunzeln, dann hören sie wieder gespannt zu.

Seine Orgeln verkauft Hollenbach in einer Zeit, in der in Neuruppin Aufschwung und Baulust herrscht. Post, Zugverbindung nach Paulinaue und die Überbauung des Klappgrabens sind am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Ebenso die katholische Kirche, die gleich mit einer Hollenbach-Orgel ausgestattet wurde. Noch lief für den Orgelbauer alles gut – bis dann 1998 die Preise für Zinn um 50 Prozent stiegen. Hollenbach wollte nie das minderwertige Zink für seine Pfeifen verwenden. Die hohen Preise trieben ihn in den Konkurs. „Er musste ja alles vorfinanzieren. Das war nicht so einfach“, erklärt Schwanz. Am 22. Januar 1904 stand die Zwangsversteigerung des Hauses und der Werkstatt fest. Zwei Tage später war er tot – Selbstmord, deutet Schwanz an und mutmaßt, warum Hollenbach heute fast vergessen ist: „Konkurs und eventuell Selbstmord – vielleicht will man so jemandem nicht gedenken.“

Elli und Siegfried Schwanz forschten nach dem Leben Hollenbachs. Hier zeigen sie den Lehrmeister des Orgelbauers Friedrich Lütkemüller. Foto: Corinna Buschow

21.03.2005 Märkische Allgemeine, Corinna Buschow
Wie die Karwer zu ihrer Orgel kamen
Siegfried Schwanz hat aufgeschrieben, wie alle Bürger einst gemeinsam das Geld für ein Instrument für ihre Kirche sammelten

Es war der 11. Juni des Jahres 1902. Auf den breiten Schlägen des Karwer Rittergutes wogte das heranwachsende Getreide im leichten Sommerwind, und in den Luchwiesen war nach dem ersten Schnitt das Heuen in vollem Gange. An diesem Tage versammelte Pfarrer H. Bonnet den Gemeindekirchenrat von Karwe – so unter anderem die Herren Krause, Schenk, Etzien, Rosenträger und Bammert – um zwei Uhr nachmittags im Pfarrhaus.

Hinzugezogen hatte man den Patron der Kirche, Herrn Erich Freiherr von dem Knesebeck – seit 1888 Landrat im Kreise Ruppin – sowie „die Herren Lehrer Krieg und Orgelbaumeister Hollenbach aus Neuruppin“. Denn heute sollte der Vertrag über den „schon früher angestrebten Bau einer Orgel in hiesiger Kirche“ abgeschlossen werden. Bildname

Hollenbach hatte vorab den Kostenvoranschlag für eine Orgel mit sieben Registern eingereicht. Dieser belief sich „mit Aufstellung, aber ohne Transport, auf 1813 Mark. Herr Hollenbach würde den Transport für zehn Mark selbst übernehmen“. Die Orgel sollte bis zum Oktober fertig sein. Der Meister verpflichtete sich zu fünfjähriger Garantie und versprach das einmalige kostenlose Stimmen.

Die Dorfbewohner hatten sich langfristig auf die Anschaffung ihrer ersten Orgel vorbereitet und seit geraumer Zeit zielgerichtet dafür Geld gespendet. Es ist anzunehmen, dass sich wohl jedermann daran beteiligen wollte: der Gutsbesitzer und sein Inspektor, Dorfschulze Krause, Prediger Bonnet und Küster Krieg, die neun Bauern und die Kossäten im Karwer Morgenland, Gastwirt und Müller, die Maurer Schmidt und Brunnemann, Tischler Rogge, Schmiedemeister Krehl, Brennermeister und Maschinist, der Förster und der Milchmeier in Pabstthum …, selbst die meisten der fast mittellosen Gespannführer, Ochsenkutscher, Melker und anderen Land- und Gutsbesitzer dürften wohl ihren bescheidenen Anteil hinzugegeben haben. So war die Finanzierung des Instrumentes gesichert; eine ansehnliche Summe hatte sich auf dem Orgelsparbuch der Baronin angesammelt.

Doch eine Frage war als letzte noch zu klären an diesem Nachmittag: Wo in der Kirche sollte die Orgel ihren Platz erhalten? Denn gerade auf der bevorzugten Mitte der Empore stand eine baumstarke Säule, die vom unteren Mittelgang aus erst die Einpore stützte und dann in Verlängerung auch den oberen Deckenbalken trug. Hollenbach versprach auch dafür eine Lösung, und so konnte an diesem 11. Juni der Vertrag abgeschlossen und die Orgel für die Kirche bestellt werden. (Foto vom April 2004: Manfred Maronde)

  1. Mai 2005, Märkische Allgemeine
    Für ihre Hollenbach-Orgel wollten die Karwer kein Geld vom Land

Als die Orgel im Oktober 1902 fristgemäß fertig geworden war, konnten dank der eifrigen Spender 1400,39 Mark sofort bezahlt werden. Der Rest sollte „innerhalb eines Jahres durch die Vermittlung des Gemeindevorstehers berichtigt werden“.

Während andere Dörfer zur Anschaffung ihrer Orgel meist die Landesbehörden um einen finanziellen Zuschuss ersuchten und oft auch erhielten, vertrauten die Karwer von Anfang an ihrer eigenen Kraft, sie wollten „von einem Zuschuss zur Orgel seitens des Konsistoriums nichts wissen“. Weshalb sie eine Unterstützung gar nicht erst beantragten, ist nicht bekannt. Vielleicht schien dem Kirchenpatron in seiner Stellung als Landrat eine solche Bittstellerei unter seiner Würde zu sein. So kam die Orgel ohne Landeshilfe in das Karwer Gotteshaus.

Am Sonnabend, dem 19. November 1902, berichtete die Märkische Zeitung: Das altehrwürdige Kirchlein zu Karwe „… hat nunmehr auch eine neue Orgel erhalten, die seit einigen Tagen aufgestellt ist. Sie ist aus der berühmten Hollenbach’schen Orgelbauerei zu Neu Ruppin hervorgegangen. Gestern hat das Werk einen neuen Anstrich erhalten, und am kommenden Sonntag soll es im feierlichen Gottesdienst eingeweiht werden. Die Kosten der Orgel sind aus Privatmitteln der Gemeinde Karwe aufgebracht worden.“

Am ersten Sonntag im Advent, dem 30. November 1902, erfolgte die feierliche Weihe. In der übervollen Feldsteinkirche erlebten mehr als hundert Karwer erstmals den wuchtigen Klang ihrer Orgel.

Lehrer Krieg, der für Uhrstellen und Glockenschmiere sowie das Reinigen der Kirche bereits eine finanzielle Entschädigung erhielt, übernahm das Orgelspielen unentgeltlich. Der Nachtwächter versah den Dienst des Balgentretens. Dafür erhielt er jährlich zwölf Mark aus der Kirchenkasse. Für besonderes Orgeltreten bei Hochzeiten und Beerdigungen hatten die betreffenden Familien je eine Mark zu entrichten, wovon 50 Pfennig an den Balgentreter und 50 Pfennig in die Orgelkasse für etwaige Reparaturen zu zahlen waren.

Doch wo hatte die neue Orgel nun ihren Platz erhalten? Sie stand wahrhaftig in der Mitte der Empore! Hatte der Orgelbauer etwa den für die Statik unentbehrlichen Stützpfeiler entfernt? Nein, dieser stand unverändert an der gleichen Stelle. Hollenbach hatte ihn nur umbaut und so den Blicken entzogen: Er hatte die Teile seiner Orgel und den Prospekt so um die Säule herumgruppiert, dass von dieser nichts mehr zu sehen war. Deshalb ist die Karwer Orgel die einzige weit und breit, durch deren Inneres eine stützende Säule den darüber liegenden Deckenbalken trägt.

Bildunterschrift: Handwerker beherrschen zur Zeit die Kirche von Karwe, das Haus wird umfangreich saniert. Die Hollenbach-Orgel musste ausgebaut werden und liegt in einer Werkstatt in Plau am See.

  1. Mai 2005, Märkische Allgemeine
    Aus Zinn wurde Zink

Im Jahre 1917 waren bei dem Karwer Instrument – wie bei Tausenden anderen Orgeln – die zinnernen Prospektpfeifen für Kriegszwecke eingeschmolzen und später durch Pfeifen aus Zink ersetzt worden. Auch an den Holzteilen war der Zahn der Zeit nicht spurlos vorübergegangen, die Tastatur hatte gelitten, der Verschmutzungsgrad war groß. Selbst der mehrfach gerissene Balg konnte immer wieder nur durch den findigen Edwin Polei funktionstüchtig erhalten werden.

So ist es nur zu begrüßen, dass im Zusammenhang mit den gegenwärtigen umfangreichen Rekonstruktions- und Bauarbeiten in der Kirche in Karwe auch die Orgel ausgebaut wurde, um sie grundlegend zu säubern und wieder voll instand zu setzen. Nach Ausschreibung ging der Auftrag für diese Arbeit an den „Mecklenburger Orgelbau“ in Plau am See. Die gleiche Firma erneuerte bereits die Hollenbachorgeln in der Neuruppiner Siechenhauskapelle, in Zühlen und in Banzendorf.

Wie der Gemeindekirchenrat informierte, betragen die Kosten für die Orgelsanierung 13 479 Euro. Mehr als 10 000 Euro wird die Kirchenkasse tragen. Die komplette Erneuerung des mehr als hundert Jahre alten Instrumentes mit neuem Winderzeuger, Elektroanschluss und Anstrich wird aber nur bezahlbar sein, wenn weitere Mittel zur Verfügung stehen. So wartet die Hollenbachorgel in der Karwer Kirche wie zur Zeit ihrer Anschaffung vor mehr als 100 Jahren wieder auf bereitwillige Geber und Gaben.

Bildunterschrift: Orgelbaumeister Andreas Arnold aus Plau am See hat bereits die Hollenbachorgeln der Siechenhauskapelle und aus Zühlen restauriert. Jetzt soll er sich um die Karwer kümmern.

Siegfried Schwanz

Die Kirchengemeinde Karwe-Gnewikow hat ein Spendenkonto für die nötige Sanierung der Orgel eingerichtet. Unter dem Stichwort ‚Karwe – Hollenbachorgel‘ können Spenden bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft Berlin, Kirchenkreis Wittstock-Ruppin auf das Konto 170275, Bankleitzahl 210 602 37, eingezahlt werden. Auch in der Verkaufsstelle ‚Heidepriem‘ in Karwe liegt eine Spendenliste aus.

  1. Mai 2005, Märkische Allgemeine